Die Geschichte kennt jeder. Sie passiert immer wieder, Tag für Tag. Der Discounter liegt auf dem Weg, also fährt man mal schnell noch dort vorbei, springt in den Laden und lädt dort in den Einkaufswagen ein, was man halt so braucht. Am Ende fährt man mit seinen Waren an die Kasse. Natürlich muss man Schlange stehen, aber so ist das halt Freitagabend. Darüber, dass nebenbei noch 3 Kassen unbesetzt sind, denkt man eigentlich nicht mehr nach…
Freitagabend, nach einer anstrengenden Woche ruft das Wochenende… wobei die folgende Geschichte passiert sicher jedem von uns, immer wieder, Tag für Tag. Nur ich denke mal, wir sind schon so abgestumpft, dass wir das nicht mehr wirklich zur Kenntnis nehmen. Also Freitagabend. Man muss für das Wochenende noch ein paar Sachen einkaufen. Der Discounter liegt auf dem Weg, also fährt man mal schnell noch dort vorbei, springt in den Laden und lädt dort in den Einkaufswagen ein, was man halt so braucht. Am Ende fährt man mit seinen Waren an die Kasse. Natürlich muss man Schlange stehen, aber so ist das halt Freitagabend. Darüber, dass nebenbei noch 3 Kassen unbesetzt sind, denkt man eigentlich nicht mehr nach. Man wartet, bis man den Anfang des Laufbandes erreicht hat. Ist man endlich in Position, geht es los…
Phase 1: Sämtliche Waren werden auf das Laufbahn verfrachtet. Eine Aufgabenstellung, wo so jeder sicherlich seine eigene Art entwickelt hat. Die einen werfen alles drauf, egal wie. Andere – so auch ich – verfolgen eine gewisse Strategie. Denn wir Strategen sind ja vorausschauende Menschen und wissen was auf uns zukommt: Am Ende des Laufbandes steht nämlich bereits unsere Gegenspielerin…die Kassiererin! Die Kassiererin ist optimal für Ihre Aufgabe vorbereitet. Die Waren kommen links von ihr an und – egal ob gerade sitzend oder stehend – sie greift ein Warenstück, zieht es gekonnt und dank ihrer Übung mit rascher Bewegung über den ergonomisch vor ihr platzierten Scanner und – piep – das Warenstück ist registriert. Gute Kassiererinnen arbeiten auch beidarmig. Links nehmen, ziehen – piep – umgreifen, rechts ablegen usw.
Phase 2: Das Band ist gefüllt. Die Ware bewegen sich in Richtung Kasse. Sorgenvoll ein Blick nach hinten. Der nächste Kunde beginnt bereits mit Phase 1. Gut, dass ich an das Trennklötzchen gedacht habe. Ein Blick nach vorne, jupp, die Flaschen bleiben stehen. Wenn doch nur das Band nicht so ruckeln würde. Aber gekonnt ich gekonnt… Der Kunde vorne ist bereits bei Phase 4, dem Bezahlen. Der Kunde dahinter macht sich bereit für Phase 3. Dann komme ich. Aber das dauert noch ein Wenig. Eine Prima Gelegenheit um sich noch etwas auszuruhen und sich locker zu machen, für das was dann gleich meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen wird. Der Kunde ganz vorne hat bezahlt. Er verabschiedet sich mit Phase 5: Wagen wegschieben, Bon kontrollieren, Geld wegtun.
Als dynamischer, vorausschauender Mensch, der sich stets den Herausforderungen des täglichen Lebens stellt, nehme ich natürlich auch heute eine sportliche Stellung ein. Meine Strategie: Die Schweren Dinge müssen nach vorne. Damit man diese sodann als erstes in den dann leeren Einkaufswagen stellen kann. Wer das Band gut sortiert in Richtung Kasse schickt, hat eine reelle Chance den dann folgenden Wettkampf auch mal mit einem Unentschieden zu beenden…manchmal wenigstens.
Aber!! Was ist das???? Er zögert!!!
Der Kunde vor mir hat nur 2x 8 Flaschen Brause in so einer Plastikfolie. Seine Phase 3 ist daher relativ kurz. Die Kassiererin schiebt die schweren Gebinde mit einem leichten Stöhnen über den Scanner – piep – der Bon kommt raus, der Kunde vor mir muss nur noch bezahlen (Phase 4). Er übergibt sein Geld, bekommt den Bon mitsamt Wechselgeld in die Hand gedrückt und müsste eigentlich jetzt zügig in die Phase 5 übergehen….
Sein Portemonnaie klemmt oder er ist neben der Kappe oder beides, in jedem Fall braucht er jetzt bestimmt schon mindestens 15sec um in Phase 5 zu wechseln. Für mich ein entscheidender Nachteil!! Ich muss eigentlich meinen leeren Einkaufswagen vor die Kasse fahren, sonst kann ich die Waren nicht einladen. Die 15sec reichen aber schon damit die Kassiererin ihrerseits bereits meine Phase 3 einleitet: Sie greift mit Links bereits mein(!!) erstes Warenstück und – piep – es wird nach rechts abgelegt. Gott sei Dank, die Schlafmütze vor mir, hat es nach 20sec endlich geschafft, in Phase 5 überzugehen und das Feld zu räumen. Ich rase mit meinem Einkaufswagen um die Spitze der Kasse, ein geübter Blick der Kassiererin nimmt zur Kenntnis, der Wagen ist leer, ich bin kein Dieb! Was sie jedoch nicht davon abhält beidarmig weiter ihren Vorsprung auszubauen – piep – piep – piep.
Wie soll ich diesen Abstand nur wieder aufholen? Ich bin verzweifelt, aber ich konzentriere mich und vor allem, ich lasse mir nichts anmerken. Ich gebe alles(!!), zack, zack, zack…wohl sortiert ist halb gewonnen. Wenn da nicht noch die Aufgabestellung wäre, dass die Bananen nach Möglichkeit nicht von den Dosen zerdrückt werden sollen. Und der Brühwürfel soll auch nicht durch die Maschen fallen. Egal…die Waren müssen von dem Kassentisch runter…. – piep – piep – piep – piep – die Kassiererin ist heute in Höchstform! Wenn mir doch nur die Woche nicht so in den Knochen stecken würde? Kurz überkommt mich der Gedanke, dass ich doch mehr Sport machen sollte.
Was passiert jetzt? Oh Nein! 10 Schlagsahne und 10 Tetrapak! Die Gute macht aber jeweils nur 1x piep, um mir dann alles auf einmal rüber zu schieben. Das ist ungerecht!! Das ist gemein!! Das ist geschummelt!!
Aber ich habe keine Zeit darüber nachzudenken. Junge mach zu, höre ich die Leute hinter mir denken… und ich gebe was das Zeug hält. 53,98 EUR ruft die Kassiererin aus! Juchuuuu, Phase 3 ist beendet. Es beginnt Phase 4. Ich atme einmal leicht durch und greife in die Jackentasche. Ja, die Geldbörse ist noch da. Ich denke mir: Jetzt nur locker bleiben und sich nichts anmerken lassen, das könnte sonst Abzüge in der Haltungsnote geben.
Ich reiche Ihr lässig, mit einem leichten Grinsen, einen 100,- EUR-Schein. Du nicht! Du nicht! Du kriegst mich nicht! Jedenfalls nicht so, denke voller Stolz und halte den Schein demonstrativ für alle sichtbar in der Hand. Ich hab es zwar auch kleiner, aber das würde nur dauern. Der Herr dort hinten – in Phase 2 – ist schon ganz ungeduldig und die Dame neben mir steht in den Startlöchern zu Phase 3.
Die Kassiererin drückt mir jetzt erst den Bon in die leere Hand um dann die Scheine und oben drauf natürlich das Kleingeld zu übergeben. In der einen Hand habe ich jetzt meine Geldbörse, in der anderen ein kleines Vermögen an Wechselgeld. Aber ein Profi lässt sich durch nichts aufhalten.
Gekonnt schiebe ich den Einkaufswagen mit dem Bauch beiseite und mache Platz für den nächsten Start. Während ich Phase 5 ausklingen lasse, begebe ich mich zum Auto und ab ins Wochenende…. (natürlich erst, wenn ich brav den Einkaufswagen wieder zurück gebracht habe und ich meinen Euro Pfand wieder in der Hand halte).
Übrigens…
Ich kaufe gerne hier ein! Denn hier ist der Kunde König und bekommt was geboten für sein Geld… Danke liebes Aldi, Lidl, Netto und Co. Danke, dass Ihr so sehr auf die Bedürfnisse Eurer Kunden Rücksicht nehmt. Danke!
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